Arbeitstitel: Von der Heimatvertriebenen zur Brückenbauerin zwischen Bayern und Polen
Bearbeiterin: Daniela Neri-Ultsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle „Kultur und Erinnerung. Heimatvertriebene und Aussiedler in Bayern“
Die lebensbiografisch angelegte Studie über eine heimatvertriebene Frau, Jahrgang 1936 in Oberschlesien soll exemplarisch Auskunft geben zu Forschungsaspekten, die zum Profil der neu eingerichteten Forschungsstelle „Kultur und Erinnerung. Heimatvertriebene und Aussiedler 1945 – 2020 gehören. Zwei wesentliche Aspekte werden u.a. exemplarisch untersucht:
1) Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts 1990 wirkten Vertriebene und Aussiedler als Brückenbauer und Kulturvermittler zwischen der „alten und der neuen Heimat“ und leisteten damit einen wichtigen Beitrag als Wissensvermittler über die Nachbarländer im östlichen Europa.
2) Oft wird zurecht auf die erfolgreiche Geschichte der Integration der Heimatvertriebenen in Bayern verwiesen, ohne dass dabei die zentrale Rolle der Frauen die entsprechende Beachtung erfährt.
Die ausgewählte Protagonistin stellt nicht nur ein vielschichtiges und eindrucksvolles Beispiel für gesellschaftliche, kulturelle und soziale Partizipation von heimatvertriebenen Frauen aus der Kriegsgeneration in Bayern dar, sondern verdeutlicht auch, welche Leistungsfähigkeit sie entfalten konnten. Die Handlungsfähigkeiten von heimatvertriebenen Frauen können exemplarisch in verschiedenen Tätigkeitsfeldern aufgezeigt und sichtbar gemacht werden. Bei ihr betrifft dies die Bereiche Berufstätigkeit, kirchliches und landsmannschaftliches sowie kulturelles Engagement. Sie gehört zu den wenigen Frauen, denen es gelang, über Jahrzehnte Führungsaufgaben in einer Landsmannschaft ausüben zu können. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts begann sie sofort Reisen in ihre Heimat Oberschlesien zu organisieren und engagierte sich maßgeblich am Aufbau der deutsch-polnischen Begegnungsstätte in Lubowitz, dem Geburtsort Joseph von Eichendorffs. Bei der Hochwasserkatastrophe in Polen 2010 sammelte sie Spendengelder und brachte Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete. Mit ihrem vielseitigen und langjährigen Engagement leistete sie einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung im geeinten Europa.